Ärger mit Trump: Anti-Zoll-Werbeclip in Kanada wird pausiert
Veröffentlicht: Freitag, 24.10.2025 22:14

Handelskonflikt
Washington (dpa) - Die kanadische Provinz Ontario setzt nach einer heftigen Kritik und Reaktion von US-Präsident Donald Trump die Ausstrahlung eines Anti-Zoll-Werbeclips aus. Der Premierminister von Ontario, Doug Ford, kündigte auf der Plattform X an, nach einem Gespräch mit dem kanadischen Premierminister Mark Carney werde Ontario seine Werbekampagne ab Montag aussetzen. Carney selbst äußerte sich bislang nicht.
Trump hatte wegen des Werbeclips die Handelsgespräche mit dem Nachbarland gestoppt. Ford begründete die Pause für den Werbeclip damit, dass so die Gespräche wieder aufgenommen werden können. Ob dem US-Präsidenten dieser Schritt ausreicht, ist unklar.
Zugleich betonte der Ontario-Premierminister, dass dieses Wochenende die Werbekampagne weiterhin gezeigt werde. Man habe das Ziel erreicht, indem das amerikanische Publikum auf höchster Ebene erreicht worden sei. Intention sei gewesen, eine Diskussion darüber anzustoßen, welche Folgen Zölle auf Arbeitnehmer und Firmen haben.
Ex-Präsident Reagan in Werbung zu hören
Den Stopp der Handelsgespräche hatte Trump auf der Plattform Truth Social bekanntgemacht. Der US-Präsident warf Kanada eine irreführende Werbekampagne vor. In dem von der Regierung der kanadischen Provinz Ontario veröffentlichten Video ist die Stimme des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan zu hören, der sich zu Nachteilen von Zöllen äußert. Trump nutzt in seiner zweiten Amtszeit das Instrument der Zölle sehr häufig und weltweit.
Die US-Organisation The Ronald Reagan Presidential Foundation & Institute hatte zuvor beklagt, dass die Aufnahmen einer früheren Radioansprache Reagans aus dem Jahr 1987 ohne Genehmigung für den Werbeclip verwendet worden seien - und dass die Macher des Videos die «selektiv genutzten» Aussagen des 2004 gestorbenen Republikaners irreführend im Video eingebettet hätten. Man prüfe rechtliche Schritte, schrieb die Organisation in einer auf X veröffentlichten Mitteilung.
Ontarios Premier: Kanada und USA «Freunde und Verbündete»
Trump warf Kanada ein «ungeheuerliches Verhalten» vor. «ZÖLLE SIND FÜR DIE NATIONALE SICHERHEIT UND DIE WIRTSCHAFT DER USA SEHR WICHTIG», schrieb Trump in Großbuchstaben. Er unterstellte auch, dass Kanada Richter in den USA, die sich mit Zöllen befassen, beeinflussen wolle.
Trump bezog sich dabei auf das oberste Gericht in den USA. Der Supreme Court befasst sich derzeit auf Antrag der US-Regierung mit Trumps Zollpolitik. Der US-Präsident erhofft sich Rückenwind von den Richtern, nachdem er vor einiger Zeit vor einem Berufungsgericht eine Niederlage erlitten hatte.
Vor Wochen noch gute Stimmung im Weißen Haus
Vor zweieinhalb Wochen erst hatte Trump den kanadischen Premierminister Mark Carney im Weißen Haus empfangen. Dort hatte der Republikaner freundliche Worte gegenüber Carney geäußert. Man wolle Vereinbarungen treffen, die für beide Länder gut seien. Man habe Fortschritte in den vergangenen Monaten gemacht. Trump betonte, man konkurriere als Nachbarländer in Branchen wie Autos und Stahl. Die Trump-Regierung will mit ihrer Zollpolitik auch erreichen, Produktionsstätten in den USA anzusiedeln.
Der US-Präsident hatte die 35-Prozent-Zölle auf viele Importe aus Kanada in die USA, die im August in Kraft traten, mit einer Kritik verbunden: Kanada tue nichts gegen den Drogenhandel. In den USA gibt es ein großes Drogenproblem - vor allem Fentanyl überschwemmt das Land. Die Drogen gelangen auch über Kanada in die Staaten. Bei Carneys Besuch vor ein paar Wochen hatte Trump dann gelobt, dass das Land nun stärker gegen den Drogenhandel vorgehe.
Trump und Carney jeweils auf Asien-Reise
Eine offizielle Reaktion Carneys auf die jüngsten Äußerungen Trumps gab es zunächst nicht. Der kanadische Premierminister wollte am Freitagvormittag (Ortszeit) Richtung Malaysia fliegen, um dort beim Asean-Gipfel, der von südostasiatischen Staaten ausgerichtet wird, teilzunehmen. Trump beginnt am späten Abend von Washington aus (Ortszeit) ebenfalls eine Asien-Reise. Der Gipfel in Malaysia ist auch eine seiner Stationen. Ob die beiden Regierungschefs in Kuala Lumpur aufeinandertreffen werden, ist unklar.


