Michael Kaus (Die Basis)

"Mein Name ist Michael Kaus. Ich bin 46 Jahre alt, wurde in Hürth geboren, lebte 32 Jahre lang in Brühl, danach neun Jahre in Köln, und seit 2017 lebe ich mit meiner Familie in Leverkusen. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. Beruflich bin ich seit 12 Jahren als selbstständiger Sozialkompetenztrainer für Kinder und Jugendliche in Schulen tätig, führe aber auch Coachings für Lehrkräfte und Familien durch."

Ihre Partei

Könnten Sie sich auch vorstellen in einer anderen Partei Mitglied zu sein? Wenn nein: Warum nicht?

Ich bin Teil der Doppelspitze des Stadtverbandes Leverkusen der Partei dieBasis, und gleichzeitig bin ich der Direktwahlkandidat im Wahlkreis Leverkusen für die Landtagswahl am 15. Mai. DieBasis ist für mich die einzige Partei, in der ich mich engagieren kann, weil wir im Gegensatz zu den etablierten Parteien um die sogenannte Basisdemokratie bemühen. Das bedeutet, dass Themen und Vorschläge konsensiert werden, also die Widerstände erfasst und ernst genommen werden, um dann einen gemeinsamen Weg zu finden. Dieses Verfahren stellt sicher, dass sich alle aktiv an einer Lösungsfindung beteiligen können (Nutzung der „Schwarmintelligenz“, also der Intelligenz von Vielen), und am Ende eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten. Da wir nicht darauf aus sind, einen vorgefertigten Standpunkt durchzusetzen, entsteht ein kooperatives und wertschätzendes Miteinander („Achtsamkeit“), aus dem oft neue und kreative Potenziale entstehen.

Eine Mitgliedschaft in einer anderen Partei ist für mich ausgeschlossen, da diese den Bezug zu den Menschen, und zu den Sorgen und Nöten der allgemeinen Bevölkerung schon lange verloren haben. Weiterhin ist es schon lange erkennbar, dass in den etablierten Parteien der eigene Posten, die eigene Lobby und die eigenen Befindlichkeiten im Zweifelsfall immer über den Bedürfnissen der Bevölkerung stehen. Es werden Entscheidungen getroffen, bei denen vorausgesetzt wird, dass die Menschen diese ungeachtet der möglichen Verschlechterung der Lebensqualität hinzunehmen haben.

Gleichzeitig wird bei Fehlentscheidungen keine freiwillige Verantwortung dafür übernommen, sondern Ausflüchte, fadenscheinige Erklärungsversuche und Schuldzuweisungen benutzt, um sich aus der Verantwortung zu stehlen. Ausnahmen gibt es nur, wenn das Fehlverhalten nicht mehr zu kaschieren ist, oder der öffentliche Druck zu groß wird, wobei selbst dann noch die persönliche Schadensbegrenzung im Vordergrund steht.

Es wird schon lange nicht mehr danach gehandelt, was für die Menschen getan werden kann, sondern was man ihnen noch zumuten kann. Dieser Umgang mit Menschen ist mit meinen persönlichen Werten, nämlich respektvoller Umgang mit Menschen, Hilfsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein nicht vereinbar, und deshalb gibt es für mich nur dieBasis als einzige Möglichkeit, politisch aktiv zu sein.

Politisches Engagement

Wenn Sie nicht in der Politik tätig wären, was würde der Politik dann fehlen? Wo würde sie sonst heute stehen?

Mein Engagement ist so direkt wie einfach erklärt. Ich möchte den Menschen helfen! Dabei habe ich weder eine persönliche Lobby im Hintergrund, die mich beeinflusst, noch die Absicht eine Position in Firmengremien zu bekleiden. Ich komme sprichwörtlich aus der Mitte der Gesellschaft, und mir sind die Sorgen und Nöte von Menschen, die trotz Vollzeitarbeit finanzielle Schwierigkeiten haben, oder keine berufliche Anstellung finden, ebenso bewusst wie die Tatsache dass es in der heutigen Zeit leider schon sehr schwer ist, für sein Kind einen angemessenen schulischen Bildungsweg zu finden, da wir in Deutschland traurigerweise an einem Schulsystem festhalten, das weder zeitgemäß ist, noch kompetenzfördernd oder lernunterstützend.

Meine große Stärke ist die Tatsache, dass ich Dinge immer direkt so anspreche, wie ich sie sehe. Um den heißen Brei reden ist nicht meine Art, und es trägt zu einer Lösungsfindung bzw. Situationsverbesserung nichts bei. Dazu gehört es auch, unangenehme Dinge an- und auszusprechen. Das bringt zwar nicht immer Popularität, aber schafft Glaubwürdigkeit. Diese Glaubwürdigkeit fehlt meiner Meinung nach schon seit Jahren in der Politik. Es wird ausgewichen und schöngeredet, anstatt eine verlässliche Haltung zu haben, die auch mal gegen Widerstände bestehen kann und manchmal sogar muss. Es werden Entscheidungen aufgrund von Reaktionen in den sozialen Netzwerken getroffen und begründet, was für mich eine absolute Unmöglichkeit ist. Politik sollte ausschließlich das Ziel haben, das Leben der Bevölkerung positiv zu verbessern. Beliebtheit auf Twitter kann und darf niemals Gradmesser für politische Entscheidungen sein! Die Menschen brauchen endlich wieder die Verlässlichkeit des Wortes in der Politik, und dafür stehe ich!

Leverkusen

Was sind die drei bedeutendsten Eigenschaften, die in Ihren Augen auf Leverkusen zutreffen?

Leverkusen hat durch seine einzigartig zentrale Lage das Glück zur schnellen Erreichbarkeit von Metropolen in NRW (Köln, Düsseldorf, das Ruhrgebiet). Dadurch ist Leverkusen und das anliegende Umland als Wohnort sehr attraktiv, da es sowohl das Gefühl einer Großstadt vermittelt, wie auch das Wohnen in Naturnähe ermöglicht. Generell ist die unmittelbare Nähe zum Bergischen Land, und die damit verbundenen Erholungsmöglichkeiten, ein wichtiger, wenn auch manchmal unterschätzter Pluspunkt von Leverkusen. In Zeiten, wo Stress und Hektik ein zunehmender Faktor im Leben sind, ist die Möglichkeit eines „kleinen Urlaubs vor der Haustür“, in Form von Ausflügen oder Wanderungen kann ein hilfreicher und erholsamer Ausgleich zu den allgemeinen Herausforderungen des Alltags sein, der zunehmend genutzt wird. Kultur wird in Leverkusen ebenfalls großgeschrieben. Als Anlaufstellen sind hier beispielsweise Schloss Morsbroich und das Kulturhaus zu nennen. Unterstützend dazu stellt eine große Zahl von Veranstaltungen, in Form von Kunst, Musik, Comedy und Ausstellungen im Forum eine einzigartige Vielfalt dar, die ihresgleichen sucht.


Leverkusener Themen

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten drei Themen aus und für Leverkusen, die Sie in Düsseldorf platzieren möchten?

Das Bildungs- und Schulsystem muss dringend überarbeitet werden! Wir brauchen kleinere Klassen, und damit verbunden die nötigen Räumlichkeiten, um individuelle Förderung überhaupt möglich zu machen. Unterstützend dazu muss die Zahl von qualifiziertem Personal, und zwar sowohl Fachlehrkräfte, wie auch Soziallehrkräfte, um ein Vielfaches erhöht und beständig weitergebildet werden. Inklusion und Individualförderung ist bei einer Klassenstärke von durchschnittlich >25 Schülerinnen und Schülern, bei denen die Klassenleitung größtenteils nur aus einer Person besteht, ist zwar in der Theorie eine gute Idee, praktisch jedoch nicht umsetzbar.

Leverkusen muss für Unternehmen attraktiver werden. So können Arbeitsplätze generiert und ein wünschenswerter Lebensstandard für die Bürgerinnen und Bürger erhalten werden. Gleichzeitig würden die damit verbundenen steuerlichen Einnahmen, trotz der Halbierung des Gewerbesteuer-Hebesatzes im Jahr 2020 von 475 auf 250 Punkte, zur finanziellen Stabilität beitragen. Ein Rückfall ins Haushaltssicherungskonzept (HSP) muss unter allen Umständen vermieden werden, da es der Stadt die finanzielle Selbstbestimmung entziehen würde, was für Zukunftsentscheidungen verheerend wäre.

Die Grundsteuer B, die in Leverkusen bei einem Hebesatz von 750 Punkten liegt, muss schrittweise deutlich gesenkt werden. Der aktuelle Wert sorgt durch die Umlage auf die Mieter dafür, dass die finanzielle Belastung für die Einwohner von Leverkusen auf einem unzumutbaren Niveau stagniert, was sich wirtschaftlich negativ auf eine geringe Kaufkraft auswirkt. In diesem Punkt sind kreative Ideen zur Senkungsmöglichkeit gefragt, die jedoch die finanzielle Stabilität der Stadt Leverkusen nicht gefährden dürfen.

Prioritäten

Das Land steht vor immensen Herausforderungen. Wie priorisieren Sie für sich selbst die Themen Klimaschutz, Digitalisierung, Innere Sicherheit, sichere Altersvorsorge und bezahlbarer Wohnraum?

Für mich persönlich haben bezahlbarer Wohnraum und eine sichere Altersvorsorge höchste Priorität. Es muss sowohl möglich sein, einen finanzierbaren Lebensmittelpunkt zu bewohnen, wie auch den Lebensabend nach einem langen Einsatz in der Arbeitswelt zu genießen.

In Zeiten von wachsender Pluralität ist die innere Sicherheit ebenfalls von großer Wichtigkeit für ein positives Miteinander. Es muss möglich sein und bleiben, sich angstfrei auf den Straßen zu bewegen. Die Aufstockung von Sicherheitsorganen wie der Polizei sollte dabei einen wichtigen Schritt darstellen.

Um den Anschluss an die Weltentwicklung nicht zu verlieren ist eine fortschreitende Digitalisierung unerlässlich, jedoch darf auch das analoge und persönliche Miteinander nicht vollends aus der Gesellschaft genommen werden. Deutschland muss seinen führenden Platz in der Wirtschaft zurückerobern und festigen. Für dieses Vorhaben muss die Digitalisierung stetig, und unter Entwicklung neuer Technologien vorangetrieben werden. Gleichzeitig wird es für den Erwerb von Sozialkompetenz und für das persönliche Wohlbefinden sehr wichtig sein, weiterhin eine ausreichende Anzahl an persönlichen Kontakten zu pflegen. Die beste Onlinesprechstunde kann z.B. niemals das persönliche Gespräch vor Ort mit einem Arzt ersetzen. Ein aktiver Chat in den sozialen Medien kann niemals ein Ersatz für ein reales Treffen mit Freunden sein. Die Balance zu finden ist eine persönliche Herausforderung für jeden Einzelnen von uns.

Der Klimaschutz darf ebenfalls nicht aus dem Blickwinkel verloren werden. Hier ist jedoch besonderes Feingefühl gefordert. Das Maß zwischen Klimaschutz auf der einen, und gesicherter Energieversorgung zu einem leistbaren Preis muss mit großem Fingerspitzengefühl in der Balance gehalten werden. Radikale Lösungen zugunsten des Klimaschutzes werden keinen Bestand haben, wenn es dadurch zu Versorgungsproblemen der Industrie und/oder der Bevölkerung kommt, da die benötigte Akzeptanz zur Umsetzung nicht erreicht werden wird.

NRW

Wenn Sie alle Entscheidungen allein fällen könnten: Wie sieht ihr Bild von einem perfekten NRW aus? Was tun Sie dafür?

Wenn ich alle Entscheidungen alleine fällen könnte, sähe mein Bild von einem perfekten Tag in NRW folgendermaßen aus: Arbeitnehmer gehen einer geregelten Arbeit nach, die leistungsgerecht bezahlt wird und ein finanziell stabiles Leben ermöglicht. Ungerechtigkeiten in der Entlohnung, wie sie heute existiert, würde es nicht mehr geben. Es darf z.B. nicht sein, dass ein Abgeordneter im Landtag von NRW >10.000 € brutto pro Monat bekommen, während z.B. ein Krankenpfleger lediglich ca. 3500€ bekommt. Der Verdienst muss in der Höhe dem beruflichen Aufwand angemessen sein und somit eine Wertschätzung für die erbrachte Leistung darstellen. Ich wäre für eine dreijährige Stagnation der Diäten, zugunsten von Lohnerhöhungen für die Arbeitnehmer, und gleichzeitig sollte es zur Pflicht werden, dass ausnahmslos alle in eine Krankenversicherung einzahlen. Durch diesen Schritt könnte der prozentuale Anteil des Krankenkassenbeitrags für alle gesenkt werden, was sich ebenfalls positiv auf die finanzielle Stabilität der Menschen, und somit die wirtschaftliche Sicherheit auswirken würde.

Die Verkehrsplanung, speziell rund um Leverkusen, würde endlich strukturiert und nachhaltig betrieben. Bauvorhaben und Sanierungen würden nach Priorität angeordnet und abgearbeitet, und zwar auf eine Art, dass gefühlte zehn Baustellen parallel unterhalten werden, von denen jedoch gefühlt keine so wirklich vorankommt, sondern nach dem Prinzip „Alle Kraft in maximal drei Projekte, damit sie schnellst- und bestmöglich abgeschlossen werden können. Neue Projekte werden jeweils analog zum Abschluss eines Projektes begonnen“.

Außerdem gehört zu meinem Bild von einem perfekten NRW, dass die Menschen sich unabhängig von Herkunft, Glauben und persönlichen Ansichten offen und auf Augenhöhe begegnen. Ein wertschätzender und achtsamer Umgang miteinander, in dem die Menschen wieder MITeinander sprechen anstatt ÜBEReinander, würde zu einer großen Verbesserung der Lebensqualität und Lebensfreude führen. Dies hätte zur Konsequenz, dass die allgemeine Motivation zum gemeinsamen Vorankommen steigt und die Lebenssituation für alle Menschen einen positiven Weg gehen würde. Um dies zu erreichen setze ich mich universell für den gemeinsamen Dialog miteinander ein.

Verkehrsproblematik

Leverkusen ist durch seine zentrale Lage, die Autobahnen A1 und A3 sowie den Schienenverkehr arg belastet mit Verkehr, Lärm und Feinstaub. Mit welchen Lösungen möchten Sie diesem Problem auf Landesebene begegnen?

Das Desaster des Autobahnkreuzes Leverkusen ist hinlänglich bekannt. Neben einem strukturierten Vorgehen bei der Sanierung und Neugestaltung dieses wichtigen Verkehrsknotenpunktes, muss das Netz und die Verfügbarkeit der öffentlichen Verkehrsmittel stetig ausgebaut und verbessert werden. Wenn Busse und Bahnen eine wirkliche Option für die Bevölkerung sein sollen, dann muss gewährleistet sein, dass diese auch zuverlässig, pünktlich und finanziell erschwinglich sind. Ein öffentliches Verkehrsnetz ist ineffektiv, wenn sich dessen Nutzer nicht auf Konstanz und Pünktlichkeit verlassen können, oder sich den Ticketpreis schlicht und ergreifend nicht leisten können.

Klima

Zuletzt hat das Unwetter große Teile der Stadt überflutet. Experten prognostizieren solche Starkregenereignisse für die Zukunft häufiger. Was ist Ihre Idee, um dem Klimawandel zu begegnen? Sollten die Warnsysteme verbessert werden?

Die Flutkatastrophe hat leider sehr deutlich gezeigt, dass sowohl die Frühwarnsysteme, wie auch bauliche Vorsorgemaßnahmen definitiv überarbeitet werden müssen. Eine großflächige Analyse zur Feststellung von Verbesserungsmöglichkeiten wäre ein erster Schritt. Gebäude und Flächen, bei denen aufgrund der Lage mit Überschwemmungen zu rechnen ist, müssen durch entsprechende bauliche Maßnahmen, z.B. in Form von Hochwassermauern mit einer Mindesthöhe von 1,0 Metern, geschützt werden. Meteorologische Frühwarnsysteme müssen weiterentwickelt werden, um durch eine bessere Datenerfassen frühzeitiger vor derartigen Unwettern warnen zu können. Generell sollte der Erhalt der Natur das Ziel sein, um eine Verbesserung des Klimas, wie auch den Erhalt der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren zu gewährleisten.

Energie

Der Klimawandel und der Krieg in der Ukraine zeigen, dass die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern immer problematischer wird. Wie groß schätzen Sie das Problem ein? Was sind Ihre Pläne für dieses Politikfeld? Wie stehen Sie zur Braunkohle-Förderung?

Der Ausbau und die Förderung von erneuerbaren Energien muss aus Gründen der Energieunabhängigkeit, wie auch der Klimaverbesserung das höchste Ziel sein. Allerdings ist es elementar wichtig, dass dies mit Vernunft und Augenmaß geschieht. Deutschland kann aktuell den Energieverlust, der sich aus einem kompletten Verzicht auf fossile Brennstoffe, oder einem sofortigen Ölembargo ergeben würde, faktisch nicht mit erneuerbaren Energien auffangen. Folglich käme es zu einer Unterversorgung, die sowohl Auswirkungen auf die Industrie/Wirtschaft, wie auch die Allgemeinbevölkerung hätte, die nicht vertretbar sind. Der proklamierte „Ausstieg um jeden Preis jetzt“ muss dringend zugunsten eines vernunftgeprägten Wandels überdacht werden. Es darf kein Tabu sein, über einen verlängerten Betrieb von Atomkraftwerken nachzudenken, und auch der eigentlich schon beschlossene Komplettausstieg aus der Braunkohleförderung im Jahr 2038 sollte auf eine realistische Machbarkeit hin überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Damit geht einher, das praktische Verbot zum Einbau einer Öl- oder Gasheizung ab dem 1. Januar 2025 nochmals auf Machbarkeit zu überprüfen. Wenn die dann angestrebte 65%ige Einkopplung von erneuerbaren Energien bei jeder neuen Heizung sich als zu ambitioniert herausstellen sollte, dann darf eine Neubewertung der Situation nicht ausgeschlossen werden. Gleichzeitig muss die Forschung und Weiterentwicklung zur erneuerbaren Energiegewinnung ohne Unterlass vorangetrieben und ausgebaut werden, damit der Wechsel schnellstmöglich erfolgen kann, ohne sich den Gefahren einer Unterversorgung auszusetzen. 

Corona

Wie stellen Sie sich das Ende der Pandemie vor? Welche Rahmenbedingungen muss die Politik dafür schaffen? Welche Maßnahmen müssen ergriffen oder aufgehoben werden? Ist eine Impfpflicht notwendig?

Wir sind auf dem Weg zum Ende der Pandemie. Es sind alle möglichen Schutzmaßnahmen vorhanden, von Masken bis hin zu Impfstoffen, die gerne von jedem Menschen gerne freiwillig genutzt werden können. Die Politik muss nach über zwei Jahren endlich aufhören, ein Klima der Angst und der Spaltung zu schaffen. Wir brauchen Zuversicht in die persönliche Entscheidungsverantwortung der Bürgerinnen und Bürger. Sämtliche Maßnahmen, die durch Verordnungen und Beschlüsse zur zwanghaften Einhaltung eingeführt wurden müssen sofort beendet werden, denn es ist nicht die Aufgabe des Staates den Bürgerinnen und Bürgern ihre Grundrechte zu entziehen, auch nicht unter dem Deckmantel des Gesundheitsschutzes.

Kinder und Jugendliche wurden instrumentalisiert („Wenn ich keinen Abstand halte, stirbt meine Oma“), traumatisiert und stigmatisiert (beides habe ich leider zahlreich während meiner Arbeit in Schulen feststellen müssen). Menschen wurden ausgegrenzt und ihrer Existenz beraubt, aufgrund einer persönlichen Meinung, die nicht ins allgemeine Narrativ passte. Es ging sogar soweit, gedankenkritische Menschen pauschal in die Richtung von Rechtsradikalismus oder Extremismus zu verorten, und zwar leider auch unter tatkräftiger Mithilfe von Aussagen, die von politischen Vertretern getätigt wurden.

Die Wirtschaft, insbesondere der Mittelstand, hat großen Schaden genommen, dessen Wiederaufbereitung Jahre dauern wird. Berufsgruppen, insbesondere in der Gesundheit und in der Pflege, wurden zwar beklatscht, aber von der Politik sträflich alleine gelassen und bis heute weder finanziell noch auf andere Art angemessen für die erbrachten Leistungen, die ich fast schon als übermenschlich bezeichnen würde, gewürdigt. Wenn es innerhalb von Tagen möglich ist, 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr zu generieren, dann ist es ein Gebot der Wertschätzung, des Respekts, des Anstands und der allgemeinen Verantwortung, dass sowohl der Gesundheitsbereich, wie auch die Bildung mit der gleichen Wertigkeit unterstützt werden.

Eine Pflicht zur Impfung, egal in welcher Form, darf es nicht geben, solange eine Ausrottung des Coronavirus nicht garantiert werden kann. Da dies bereits von namhaften Experten ausgeschlossen wurde, erübrigt sich jegliche weitere Diskussion als haltlos. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit muss in seiner Gänze, zusammen mit den restlichen Grundrechten, sofort und ausnahmslos wiederhergestellt werden.

Abschließend müssen die politischen Entscheidungen lückenlos aufgearbeitet und bei Bedarf sanktioniert werden. Die Tatsache, dass das Gesundheitssystem zu keiner Zeit jemals überlastet war, dies jedoch mehrfach so dargestellt wurde, ist nur ein Beispiel von Fehlinformation und bewusster Täuschung. Dies kann und darf nicht ohne rechtliche Folgen bleiben. Die deutsche Bevölkerung hat eine komplette Offenlegung der Geschehnisse mehr als verdient, in Kombination mit möglichen strafrechtlichen Konsequenzen für die Protagonisten. Es wurde derart viel politisches Vertrauen verspielt, dass es für eine Wiederherstellung dieses Vertrauens unerlässlich ist, bei der Aufarbeitung absolut transparent zu agieren.

Gesellschaft

Die gesellschaftliche Spaltung nimmt zu. Debatten werden zunehmend unsachlich. Die Trennung von Meinung und Fakten verschwimmt. Viele stecken in ihre Filterblase. Wie möchten Sie dieser Herausforderung begegnen?

Leider haben die vergangenen zwei Jahre dazu geführt, dass das, was uns als Gesellschaft stark macht, zum großen Teil verschwunden ist: Zusammenhalt! Stattdessen gingen Freundschaften, Beziehungen, Familien und Arbeitsverhältnisse wegen unterschiedlicher Ansichten kaputt. Natürlich spielte und spielt Angst eine sehr große Rolle in der Entwicklung, weshalb wir alle gemeinsam gefordert sind, diese Angst zu überwinden, um wieder aufeinander zuzugehen. Wir müssen wieder den Weg der Meinungsverschiedenheit finden, bei dem es wichtig und richtig ist, unterschiedliche Denkansätze zu haben. Dies gilt sowohl in der Politik, wo auf die fachliche Expertise von vielen verschiedenen fachlichen Experten zurück gegriffen werden sollte, und nicht nur von einigen Auserwählten, die hauptsächlich dass erwünschte Narrativ bedienen. Aus diesen Expertisen gilt es dann einen gemeinsamen Konsens zu finden, der zum Wohle aller bestmöglich beiträgt.

Im privaten Bereich gilt es die Diskussions- und Streitkultur neu zu entdecken. Eine Meinungsverschiedenheit birgt immer die Möglichkeit, seinen eigenen Gedankenhorizont zu erweitern und neue Ansichten zu gewinnen. Es muss im Zuge des achtsamen Umgangs miteinander möglich sein, die persönliche Meinung frei zu äußern, ohne Restriktionen zu befürchten. Wir müssen wieder miteinander reden, anstatt übereinander, denn nur so werden wir den Keil, der zwischen uns als Gesellschaft getrieben wurde, wieder entfernen können, um erneut zusammenzuwachsen. In einer gesunden Gesellschaft muss es möglich sein, sich selbstständig und unvoreingenommen zu informieren. Hier sehe ich auch besonders die Medien in der Pflicht, die endlich wieder zu ihren Grundwerten zurückkehren müssen, nämlich einer fundiert recherchierten Berichterstattung, unter Einbeziehung aller Fakten und Standpunkte. Kritische Nachfragen und investigativer Journalismus sind wichtige Bestandteile in einer gut informierten Gesellschaft. Leider haben sich die sog. Mainstreammedien in den letzten zwei Jahren aktiver am sog. Framing von Meinungen und/oder Personen beteiligt, und ich würde mir für uns alle wünschen, dass diese Art der „Berichterstattung“ schon bald wieder der Vergangenheit angehört, zugunsten von unabhängiger und faktenbasierter Information der Bevölkerung.

Ich werde mich in persönlichen Gesprächen dafür einsetzen, dass ein gemeinsamer Austausch wieder möglich wird, unabhängig vom Unterschied der jeweilige Standpunkte.

Der erneute gesellschaftliche Zusammenschluss ist eine Herkulesaufgabe, der wir uns alle stellen müssen.

Als Motivation dazu möchte ich mit einem Zitat von Percy Cerutty (australischer Leichtathletiktrainer) enden, der einmal sagte: „Du wirst als Mensch nur wachsen, wenn du dich außerhalb deiner Komfortzone befindest“.

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