Ariane Koepke (SPD)
Veröffentlicht: Mittwoch, 20.04.2022 15:16
"Ich bin Ariane Koepke, 45 Jahre alt und arbeite als angestellte Zahnärztin. Ich bin Nordrhein-Westfälin durch und durch: geboren in Aachen, aufgewachsen in Jülich und Bonn, lebe ich seit vielen Jahren schon in Leverkusen, meiner Wahl- Heimat. Nach einem Architekturstudium in Düsseldorf und einer Ausbildung bei der Sparkasse Leverkusen habe ich mich im Anschluss für ein Studium der Zahnmedizin in Köln entschieden."

Ihre Partei
Könnten Sie sich auch vorstellen in einer anderen Partei Mitglied zu sein? Wenn nein: Warum nicht?
Nein, das könnte ich mir nicht vorstellen. Ich habe mich ganz bewusst für die SPD entschieden. Der soziale Gedanke steht bei uns im Vordergrund. Ich glaube, dass sich alle wichtigen Themen wie z.B. Klimaschutz, Gerechtigkeit in der Bildung, Fachkräftemangel in der Wirtschaft und Fairness im Gesundheitswesen nur im sozialen Zusammenspiel lösen lassen. Nur wenn die Gesellschaft zusammenhält, kann sie für alle gerecht sein und Ziele erreichen
Politisches Engagement
Wenn Sie nicht in der Politik tätig wären, was würde der Politik dann fehlen? Wo würde sie sonst heute stehen?
In der Politik handle ich nach dem Motto „Mehr Mut für Gerechtigkeit“. Das ist nicht einfach nur eine leere Floskel, denn ich bin fest davon überzeugt, dass man als Gesellschaft nur dann vorankommt, wenn sich alle füreinander einsetzen. Das bedeutet auch, dass man sich insbesondere für diejenigen einsetzen muss, die aus verschiedensten Gründen benachteiligt sind oder keine Lobby haben. Und wir brauchen mutigere Entscheidungen. Kompromisse sind wichtig, aber mehr Klarheit und Entschlossenheit kann Probleme wirklich lösen.
Leverkusen
Was sind die drei bedeutendsten Eigenschaften, die in Ihren Augen auf Leverkusen zutreffen?
Leverkusen ist hilfsbereit, vielfältig und zugänglich. Bei der Flut im vergangenen Jahr oder jetzt beim Umgang mit den geflüchteten Menschen aus der Ukraine wurde dies zuletzt mehr als deutlich. Die Leverkusener sind pragmatisch, das mag ich – sie packen mit an. Daher bin ich froh, dass ich Leverkusen mittlerweile als meine Heimat bezeichnen darf.
Leverkusener Themen
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten drei Themen aus und für Leverkusen, die Sie in Düsseldorf platzieren möchten?
1) Eines meiner Hauptthemen für Düsseldorf ist Bildung. Wir brauchen faire Chancen für alle jungen Menschen, von der Kita an. Jeder muss die Möglichkeit haben, eine der immer knapper werdenden Fachkräfte zu werden.
2) Auch bezahlbarer, vielfältiger Wohnraum ist unfassbar wichtig, um Ungerechtigkeit zu verhindern. Der Markt regelt das nicht. Eine klare Förderung kommunalen Wohnungsbaus und gemeinnütziger Bauvereine kann hier die Lösung sein.
3) In Leverkusen besonders ist der aktuell geplante, völlig rückwärtsgewandte Autobahnausbau. Wir brauchen eine zeitgemäße Verkehrswende. Da passt der Ausbau durch unsere Stadt überhaupt nicht. Hier sage ich klar und deutlich: Keinen Meter mehr! Dafür kämpfe ich!
Prioritäten
Das Land steht vor immensen Herausforderungen. Wie priorisieren Sie für sich selbst die Themen Klimaschutz, Digitalisierung, Innere Sicherheit, sichere Altersvorsorge und bezahlbarer Wohnraum?
Die Themen, die die nachfolgenden Generationen betreffen, sind für mich von besonderer Dringlichkeit. Beim Klimaschutz müssen wir jetzt schnell und konsequent handeln. Hier wurden wichtige Maßnahmen jahre- bzw. jahrzehntelang verschlafen und verzögert. Da müssen wir jetzt mutige Entscheidungen treffen. An zweite Stelle setze ich die soziale Gerechtigkeit durch bezahlbaren Wohnraum. Es muss wieder für jeden möglich sein, passenden Wohnraum zu finden und nicht mehr als ein Drittel seines Einkommens für Miete auszugeben.
NRW
Wenn Sie alle Entscheidungen allein fällen könnten: Wie sieht ihr Bild von einem perfekten NRW aus? Was tun Sie dafür?
Perfektion bedeutet für mich, dass die Bedürfnisse Aller berücksichtigt werden, die auf dem Boden der Demokratie und Gerechtigkeit stehen. Dafür will ich weiterhin mit möglichst vielen Menschen im Gespräch bleiben. Manche Lobbygruppen sind sehr durchsetzungsfähig, andere haben gar keine Lobby. Das will ich ausgleichen. Die Bedürfnisse unserer Umwelt gehören für mich aber auch dazu.
Verkehrsproblematik
Leverkusen ist durch seine zentrale Lage, die Autobahnen A1 und A3 sowie den Schienenverkehr arg belastet mit Verkehr, Lärm und Feinstaub. Mit welchen Lösungen möchten Sie diesem Problem auf Landesebene begegnen?
Ich stehe mit voller Überzeugung hinter der vom Rat der Stadt Leverkusen ins Leben gerufenen Kampagne „Keinen Meter mehr!“, da ich denke, dass die vom Bund angestrebten Pläne zum Ausbau der Autobahnen A1 und A3 weder zeitgemäß sind noch das Wohl und die Gesundheit der Menschen unserer Stadt berücksichtigen. Auf Landesebene muss dementsprechend viel mehr dafür gemacht werden, dass die dringend notwendige Verkehrswende gelingt! Wir brauchen besseren und bezahlbaren Nahverkehr, sichere Fahrradwege und emissionsarmen Individualverkehr. Leverkusen wird immer ein Verkehrsknotenpunkt sein, aber wir müssen in erster Linie an die Bedürfnisse und Gesundheit der Bürger:innen unserer Stadt denken.
Klima
Zuletzt hat das Unwetter große Teile der Stadt überflutet. Experten prognostizieren solche Starkregenereignisse für die Zukunft häufiger. Was ist Ihre Idee, um dem Klimawandel zu begegnen? Sollten die Warnsysteme verbessert werden?
Es ist bestimmt eine gute Idee, die Warnsysteme zu verbessern. Wichtiger ist es jedoch, Klimakatastrophen möglichst vorausschauend zu verhindern. Konsequenter Klimaschutz durch Verringerung von Emissionen und Erhalt der Natur wird erst langfristig den Klimawandel spürbar bremsen können.
Mittelfristig brauchen wir aber schon Konzepte, um die aktuellen Folgen des Klimawandels abzufedern. Diese müssen landes- und bundesweit ineinandergreifen. Starkregen, Sturm, Hitze, Dürre und Feuer müssen wir entsprechend vorausschauende Maßnahmen in Waldwirtschaft, Wasserführung und -speicherung und Bebauung entgegensetzen. Hier müssen Politik und (Land-)Wirtschaft eng zusammenarbeiten.
Energie
Der Klimawandel und der Krieg in der Ukraine zeigen, dass die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern immer problematischer wird. Wie groß schätzen Sie das Problem ein? Was sind Ihre Pläne für dieses Politikfeld? Wie stehen Sie zur Braunkohle-Förderung?
Hier stehen wir vor einem großen Problem. Meiner Meinung nach müssen wir unseren Energieverbrauch stetig reduzieren. Ein vollständiger Ausgleich unseres Verbrauchs aus erneuerbaren Energien ist herausfordernd und eine Übergangszeit erforderlich. Wir stehen bei den fossilen Energien ja nicht nur vor dem Problem der Abhängigkeit von anderen Produzenten und der Klimabelastung, sondern auch der generellen Knappheit dieser Ressourcen. Für die nachfolgenden Generationen müssen wir diese Ressourcen schonen. Wir müssen intensiver an Möglichkeiten der ressourcenschonenden Energiegewinnung forschen und diese fördern.
Corona
Wie stellen Sie sich das Ende der Pandemie vor? Welche Rahmenbedingungen muss die Politik dafür schaffen? Welche Maßnahmen müssen ergriffen oder aufgehoben werden? Ist eine Impfpflicht notwendig?
Auf diese und kommende Pandemien müssen wir weiter dynamisch reagieren. Es gibt da keine Patentrezepte, Krankheitserreger entwickeln sich ständig weiter. Es macht keinen Sinn, sich mit starren Entscheidungen zu blockieren. Allerdings sollten Maßnahmen klar und verständlich sein, das ist nicht immer einfach. Die Belastungen durch die Pandemie sollten gerecht abgefedert werden.
Für eine Impfpflicht brauchen wir meiner Meinung nach ein Impfregister, das Betrug mit falschen Impfzertifikaten erschwert. Bei manchen schweren Krankheiten ist die Herdenimmunität das Einzige, das den Erreger ausrotten kann. Dafür halte ich eine Impfpflicht für sinnvoll. Einige schwere Krankheiten gibt es aufgrund von Impfungen schon lange nicht mehr. Das Impfungen viele Leben retten, ist daher bei einigen in Vergessenheit geraten.
Gesellschaft
Die gesellschaftliche Spaltung nimmt zu. Debatten werden zunehmend unsachlich. Die Trennung von Meinung und Fakten verschwimmt. Viele stecken in ihre Filterblase. Wie möchten Sie dieser Herausforderung begegnen?
Ich glaube, viele Menschen fühlen sich ungerecht behandelt und unverstanden. Das ist in einigen Fällen ja auch nachvollziehbar. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf, viele Berufe bekommen nicht mehr den Respekt, den sie verdienen. Dazu kommt die unterschwellige Zukunftsangst: Klimakrise, Altersarmut, steigende Belastung im Beruf durch Fachkräftemangel, Ressourcenknappheit, antidemokratische oder kriegerische Tendenzen - das macht viele aggressiv. Wir müssen diesen Menschen aber zuhören und herausfinden, welche Probleme da wirklich zugrunde liegen. Es ist Aufgabe der Politik, aber auch der Gesellschaft, Ungerechtigkeiten auszugleichen!
Zudem bietet das Internet die Möglichkeit, Aggressionen relativ ungefiltert zu äußern oder sich diesen Meinungen unkontrolliert anzuschließen. Die konsequente Verfolgung von Hate-Speech ist zum Beispiel eine Aufgabe der inneren Sicherheit, die wir fördern sollten. Außerdem sollte in unseren Bildungseinrichtungen der kritische Umgang und die Einordnung von Medien kontinuierlich gelehrt werden.