"Luisa ist hier" - Klappt der Party-Code in Leverkusen?

Seit 2017 gibt es die Kampagne in Leverkusen: Frauen, die in einer Kneipe, im Schwimmbad oder auch im Stadion belästigt werden, können sich ans Personal wenden und fragen, ob "Luisa hier ist". Anhand dieses Codes soll sofort erkannt werden, dass die Fragende Hilfe braucht. Sie soll dann an einen sicheren Ort gebracht werden. Wir haben an Karnevalssamstag den Test gemacht: Klappt "Luisa" wirklich?

© Radio Leverkusen|Köplin

Aktion vom Frauennotruf: Zum Prozedere

In Leverkusen nehmen laut Frauennotruf, der die Kampagne aus Münster im Jahr 2017 nach Leverkusen geholt hat, 26 Locations und Veranstaltungen teil. Das bedeutet: Sie werben offensiv damit, dass man bei ihnen mit dem Code "Luisa ist hier" etwas anfangen kann. Zum Beispiel durch Flyer und Plakate, aber auch im Internet. Zu den Teilnehmern gehören einige Kneipen in Leverkusen, aber auch Veranstaltungen wie die Bierbörse und die Karnevalspartys im Festzelt Opladen, das Stadion und die Schwimmbäder in Leverkusen.

Von der 26 Teilnehmern - darunter 19 Kneipen und Bars - haben sich unsere Reporterinnen Verena Köplin und Larissa Niesen sieben Stück exemplarisch ausgesucht. Dort sind sie jeweils an die Theke gegangen und haben den Test gemacht: Wie reagiert das Thekenpersonal, wenn nach Luisa gefragt wird?

"Wir haben für die Aktion auch die Polizei einbezogen, um keine Fehleinsätze zu verursachen. Außerdem haben wir direkt nach der Frage aufgelöst, dass es sich um einen Testlauf handelt. Wichtig war uns wirklich nur die Reaktion des Personals.". -Larissa-

Der Test fand am Karnevalssamstag zwischen 20 und 0 Uhr statt - also mitten im jecken Treiben.

"Das war eine bewusste Entscheidung, weil wir der Meinung sind, dass ein Konzept wie Luisa insbesondere unter Vollbelastung der Partyszene funktionieren muss." -Verena-
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Die Test-Ergebnisse

In drei der sieben getesten Partylocations war die Reaktion des Personals auf den Testlauf unserer beiden Reporterinnen absolut vorbildlich: Die angesprochene Person hinter der Theke hat die Fragende sofort an einen ruhigen Ort und in Sicherheit gebracht.

In zwei Fällen hätte die Reaktion besser ausfallen können, war also nur teils befriedigend: Das Thekenpersonal kannte den Code und hat geholfen, allerdings an Ort und Stelle die Rückfrage gestellt, ob die Fragende belästigt wird.

"Natürlich ist besonders wichtig, dass die Person in Not Hilfe erhält. Dennoch hätten wir es als sehr schwierig empfunden, uns im Ernstfall direkt an der Theke erklären müssen. Das ist halt auch nicht der Sinn von "Luisa" - durch den Code erhoffst du dir natürlich eigentlich, einen unauffälligen Hilferuf absetzen zu können, der sofort erkannt und dann irgendwo an einem sicheren Ort aufgeklärt wird", bilanziert Verena.
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In zwei Fällen konnte das Thekenpersonal gar nichts mit dem Luisa-Code anfangen: Der Code hat also nicht geklappt.

"Das ist natürlich besonders bitter: Du erhoffst dir Hilfe, indem du deinen Mut zusammen nimmst und nach Luisa fragst. Und dann schaut dich der Kellner an und fragt "Luisa? Eine Luisa arbeitet hier nicht". Maximal ungeschickt", so Larissa.

Unser Fazit

„Luisa ist hier“ funktioniert teilweise, braucht aber noch deutlich mehr Aufmerksamkeit in der Leverkusener Freizeitszene.

"Sehr erfreulich fanden wir aber, wie freundlich und einfühlsam die Helfer durch die Bank weg waren - wenn auch einige erst nach kurzem Nachfragen, ob wirklich Hilfe benötigt wird. Eine Frau hat direkt Larissas Hand gedrückt, um ihr Mut zuzusprechen. Ein Kellner hat sich fast überschlagen, um schnell genug hinter der Theke herkommen zu können. Das war sehr schön zu sehen", sagt Verena.
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Unsere Testerinnen© Radio Leverkusen|Köplin
Unsere Testerinnen
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Die Reaktion des Frauennotrufs Leverkusen

Nach unserem Radio Leverkusen-Test haben wir Kontakt zum Frauennotruf in Leverkusen aufgenommen. Die Stelle hätte sich ein anderes Ergebnis der Recherche gewünscht, heißt es dort. Es sei durchaus so gedacht, dass die Fragende ohne Rückfragen sofort einen ruhigen Ort angeboten bekommt. Dort könne sie dann befragt werden, was sie braucht - sie muss aber nichts über die eigentliche Situation erzählen, wenn sie nicht möchte.

Der Frauennotruf ruft sich in den teilnehmenden Locations von Zeit zu Zeit in Erinnerung, heißt es - grundsätzlich gebe es aber Verträge mit den Kneipen und Veranstaltungen, in denen diese zusichern, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Kampagne zu informieren und Schulungen und Materialien anzufordern. Jetzt wolle man aber nochmal genauer hinschauen.

Der Frauennotruf würde sich außerdem über weitere Teilnehmer der Kampagne freuen, denn "Luisa" habe neben dem reinen Hilfsangebot auch einen stark präventiven Charakter.

Die teilnehmenden Gaststätten und Veranstalter*innen positionieren sich damit deutlich gegen sexualisierte Gewalt/sexuelle Belästigung in ihren Bereichen und tragen damit dazu bei, das Sicherheitsgefühl der Frauen vor Ort zu verstärken, so der Frauennotruf.

Der Ausbau von anfänglich 15 auf heute 26 Teilnehmer sei demnach eine gute Sache, dürfe aber gern noch ausgebaut werden.


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